Disposition der neuen Späth-Orgel

Die Disposition der neuen Orgel

 

Der Planung einer neuen Orgel müssen sorgfältige Überlegungen vorangehen, welche Funktionen die neue Orgel erfüllen soll. Ihre vornehmste Aufgabe und ihre eigentliche Zweckerfüllung im Kirchenraum findet sie in ihrer dienenden Funktion im Gottesdienst: So soll sie den Gesang der Gemeinde führen und unterstützen; sie soll mit ihrem Farbenreichtum und ihrer dynamischen Anpassungsfähigkeit dem Kirchenchor, Solisten und Instrumentalisten tragende und anregende Unterstützung bieten; solistisches Orgelspiel soll die Gläubigen auf den Gottesdienst einstimmen, soll musikalischen Raum zur Meditation  biete, soll die Gläubigen in froher und erfüllter Stimmung wieder entlassen helfen. Aber auch die konzertante  Orgel soll dank ihrer grosszügigen Farbpalette den Zuhörer in ein Reich der Töne entführen können, wo der Mensch Ruhe, Geborgenheit, Anregung oder Herausforderung finden kann.

 

Grösse und Aufbau der Vorgänger-Orgel bildeten den Ausgangspunkt für die Disposition der neuen Orgel. Die 1966 eingeweihte Orgel besass 30 Register auf 2 Manualen und Pedal (inkl. Verlängerungen). Beim Betrachten des Prospekts wurde man nicht klug über den inneren Aufbau der Orgel.  Im "Pseudo-Rückpositiv" waren z.B. einzelne Register aus dem Hauptwerk untergebracht.

 

Die Idee des Rückpositivs blieb - auch aus raumtechnischen Gründen – bei der neuen Disposition erhalten, was aber eher eine barock konzipierte Orgel provoziert hätte. Dem stand der momentan romantische Trend im Orgelbau entgegen. Zwei Möglichkeiten standen offen, diese aktuelle Strömung – zwar nicht ausschliesslich - in die neue Orgel einzubeziehen: bei einer zweimanualigen Orgel auf das Rückpositiv zugunsten eines Schwellwerkes zu verzichten oder aber eine Orgel mit drei Manualen ins Auge zu fassen. Nach vielen Gesprächen und Diskussionen mit den Organisten und Exkursionen zu verschiedenen Instrumenten gab man der dreimanualigen Idee den Vorzug, die auch in einer bescheideneren Version enorm viel mehr Möglichkeiten bietet.

 

Die Disposition präsentiert sich nun so, dass ein gut besetztes Hauptwerk und ein knapp gehaltenes Rückpositiv zusammen eher den barocken Klangbereich abdecken, während das Schwellwerk eine ansehnliche Auswahl von feinen Klangnuancen bereithält, die für die klangadäquate Aufführung eines Grossteils der romantischen Orgelliteratur unumgänglich sind. Das Pedal beschränkt sich eher auch aufs Notwendige; die Organisten wissen sich aber durch geschickte Koppelmöglichkeiten zu helfen.

 

Die räumlichen Dimensionen des Kirchenraumes und der finanzielle Rahmen setzten Grenzen, innerhalb derer Kompromisse eingegangen werden mussten, um ein Maximum an klanglichen und musikalischen Möglichkeiten herauszuholen. Dass daraus ein Kunstwerk entstanden ist, das über Generationen der Gemeinde, dem Organistenteam, den musizierenden Chören und Instrumentalisten und vielen Konzertbesuchern Freude und Genugtuung bereiten wird, verdanken wir der kompetenten und sensiblen Arbeit der Orgelbau Späth AG in Rapperswil.

 

Bernhard Isenring

 

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